Statt darum zu kämpfen, die eigenen Interessen durchzusetzen, können wir viel öfter einmal einen
neuen Weg gehen, indem wir Lösungen nach der sogenannten "Win-Win-Strategie" suchen.
Die Sache mit den Kompromissen
Wenn Menschen mit unterschiedlichen Interessen
aneinander geraten, wird in den meisten Fällen nach einer Kompromisslösung gesucht Kompromisse sind aber
nicht immer die besten Lösungen - denn sehr oft handelt es sich um "faule Kompromisse", bei denen beide Seiten verlieren.
Das klassische Beispiel für einen Kompromiss ist z.B. dieses: Zwei Schwestern streiten sich um eine Apfelsine.
Der Kompromiss-Vorschlag wäre, die Apfelsine zu halbieren - dann bekäme jede Schwester eine halbe Apfelsine.
Warum der Kompromiss nicht die beste Lösung ist:
Stellen wir aber einmal die Frage, was die Schwestern aus dem Beispiel mit der Apfelsine
eigentlich machen wollen , so finden wir heraus, dass die eine von ihnen Saft herstellen
und die andere einen Kuchen backen will. Also braucht die eine Schwester den Saft der
Apfelsine und die andere nur die Schale. Es besteht also überhaupt kein Konflikt! Auf
diese Weise kann für beide Schwestern eine viel bessere Lösung gefunden werden - die
eine erhält den Saft und die andere die Schale der ausgepressten Apfelsine.
Eine echte Win-Win-Lösung.
Vorteile für alle erarbeiten
Die "Win-Win-Strategie" - oder zu deutsch "Gewinner-Gewinner-Strategie" -
zielt darauf ab, dass möglichst alle Parteien in einem Konflikt, einer
Verhandlung oder im einfachen Miteinander zu Gewinnern werden - also einen
Vorteil bekommen.
Bekannt gemacht wurde dieser Ansatz vor allem vom amerikanischen Trainer Stephen Covey.
Konflikte anders angehen
Den meisten Menschen geht es im Fall eines Konflikts vor allem darum, die eigene Position durchzusetzen und so den anderen zu besiegen. Und so wird verbittert gekämpft und mit rhetorischen Mitteln und ausgefeilten Argumenten zu überzeugen versucht.Bei der Win-Win-Strategie wird ein ganz anderer Ansatz verfolgt. Es ist hier vollkommen unerheblich, wer
"Recht" hat. Es wird davon ausgegangen, dass alle Beteiligten das Recht haben, dass ihre Interessen beachtet werden.
Die entscheidende Frage ist hier: Wie können alle Beteiligten gewinnen?
Legen Sie den Fokus auf die Interessen. Win-Win-Lösungen lassen sich dann erarbeiten,
wenn wir uns angewöhnen, unseren Fokus nicht auf die Positionen, sondern auf die
Interessen zu legen. Positionen sind die Standpunkte, von denen aus wir uns durchsetzen
wollen, also z.B. unsere Forderungen, unsere Meinungen, unsere Vorschläge. Interessen
sind das, was hinter unseren Forderungen und Argumenten steckt - also das, was wir
eigentlich erreichen wollen. Prüfen Sie, was den einzelnen in dem Konflikt wirklich
beschäftigt und stellen Sie die Beweggründer aller Beteiligten schriftlich zusammen.
Werden Sie sich dabei auch Ihrer eigenen Interessen bewusst, denn auch Sie sollen ja
von der Lösung profitieren. Sind erst einmal die wirklichen Interessen deutlich geworden,
lassen sich viel leichter Lösungen entwickeln, die genau diese Bedürfnisse befriedigen können.
Umdenken bei Konfliktsituationen
"Win-Win"-Lösungen sind nicht immer gleich ersichtlich, denn die wenigsten von
uns sind es gewohnt, im Rahmen dieser Methode zu denken. Die meisten von uns
denken automatisch zunächst an ihren eigenen Vorteil und möchten verhindern,
dass es da Abstriche gibt. Hier gilt es umzudenken und immer zu fragen, welche
Lösung für alle Beteiligten eine Verbesserung erzielen kann. Und dazu muss
immer erst einmal ermittelt werden, was die einzelnen Personen oder Parteien
eigentlich wollen. Das Win-Win-Denken ist überall von Nutzen - ob nun im Beruf,
im Alltag, in der Beziehung oder Kindererziehung. Indem wir uns angewöhnen, die
Interessen aller zu berücksichtigen und Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten
eine Verbesserung bedeuten, werden wir konstruktiver und müssen viel weniger kämpfen.
Tipp:
Formulieren Sie Ihre Ideen und Vorschläge immer so, dass Ihr Gesprächspartner einen Vorteil für sich erkennen kann.